Koffer selber bauen

Einen Koffer selber bauen. Ist das sinnvoll? Lohnt sich das? Und überhaupt: Wofür soll das gut sein?
Dafür haben die an diesem Artikel interessierten Personen sicherlich ihre Gründe und wir versuchen hier nicht nur, diese aufzuführen, sondern auch die Pro’s und Contras aufzuzeigen.

© v.poth – Fotolia.com

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Welche Arten von Koffern kann (und sollte) man bauen, bzw. besser nicht bauen?
Am häufigsten werden wohl Motorradfahrer ihre Koffer selber bauen. Dies ist nicht ungewöhnlich, da man mit abgerundeten Halterungen und Trägern den Vorteil auf seiner Seite hat, dass diese in Deutschland nicht eintragungspflichtig sind.
Folglich lässt sich mit den passenden Halterungen so ziemlich alles an die Maschine tüddeln, was einem so einfällt: Schulranzen, Regentonnen, alte Munitionskisten (diese sieht man durchaus öfter) und natürlich, aus verschiedenen Materialien, wie Leder und Aluminium: Die „klassischen“ Seitenkoffer, wie man sie oft an Reiseenduros bemerkt.
Warum Motorradfahrer ihre Koffer selber bauen? Nun, die im Handel erhätlichen Systeme kosten in der Regel etliche hundert Euro. Viele Biker investieren dieses Geld zum Beispiel lieber in einen Ölkühler, wenn sie in die Wüste fahren, oder etwa in Ersatzbenzinkanister.
Für die selbstgebauten Koffer ist normalerweise Aluminium das Material der Wahl.

Sparfüchse und (Hobby)handwerker könnten bereits auf diesen Gedanken gekommen sein, dass sie einen Koffer selber bauen wollen. Wobei es, wie wir vermuten, bei den Handwerkern wohl eher um das Beweisen des Geschickes, wie auch das herstellen einer besseren Version eines vorhandenen Modelles ist, oder weil einem die handelsüblichen Koffer zu leicht und instabil erscheinen. Hier sei auch gleich erwähnt, dass ein selbstgebauter Koffer in der Regel wesentlich schwerer ist, als sein Gegenstück aus dem Handel.
Bei den Sparfüchsen liegt der Grund auf der Hand: Sie wollen Geld sparen! Bei den heutigen Preisen für Reisegepäck sollte man sich allerdings vorher die Frage stellen, ob es sich wirklich lohnt, einen Eigenbau-Koffer zu fertigen.

Dann gibt es da noch handwerklich geschickte Leute, welche einen Koffer benötigen, der speziell an sie und an ihr Gepäck, oder im wahrscheinlicheren Falle, an ihre Ausrüstung angepasst ist. So könnte es ein Handwerker sein, ein Klempner, ein Mechaniker, Fotograf, oder jemand dieser Art.
Gerade besonders empfindliche Ausrüstung, oder teurer Inhalt ließe sich mit einem besonders robusten Koffer und Schaumstoffpolster, welche speziell für Koffer sind, wie wir in diesem Artikel „Koffer Schaumstoff“ erklären, sehr gut schützen.

Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass man sich genau den Maßen einen Koffer selber bauen kann, in denen man ihn benötigt. Allerdings steht dem der hohe Zeitaufwand und die ohnehin große Auswahl an Modellen und Größen auf dem Markt entgegen.

Wir geben hier nun eine beispielhafte Anleitung und Materialliste für den „allgemeinen“ Aluminiumkoffer, bzw. die Aluminiumbox, wie man sie dann u.A. an seinem Motorrad, aber auch als Transportbox und mit ein paar Modifikationen als Reisekoffer nutzen kann.
Sie denken sich wahrscheinlich schon: „Einen Koffer selber bauen ist gar nicht so schwer.“ Wer handwerkliches Geschick besitzt, hat Recht! Aber wir möchten einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass alle Angaben ohne Gewähr sind und Sie stets mit funktionstüchtigem Werkzeug arbeiten und passende Schutzausrüstung tragen sollten.

Einen Motorrad- / Auminium Koffer selber bauen:
Wir gehen nun also von einem kleineren Koffer aus. Für größere Modelle, wie einem Trolley, sind die Maße, Arbeiten und Angaben entsprechend anzupassen. Wir gehen nun davon aus, dass die Arbeiten von einem versierten Heimwerker ausgeführt werden, der sich einiges selber denken kann und erklären daher nicht jeden Schritt haargenau.

Was an Werkzeug benötigt wird:
Maßband, Bleistift, Bohrmaschine mit diversen Bohrern, einen Nagel, Heißklebepistole, Nietzange, Zwingen, Metallsäge- und Feile.

Welches Material benötigt wird:
Diverse Aluminiumbleche / Aluminiumplatten (selbstverständlich auch welche in den benötigten o.g. Abmessungen) , Blindnieten, vier lfm. Aluminiumwinkel, acht Kofferecken, vier Kofferverschlüsse, vier Inbusschrauben 8×30, zwei Inbusschrauben 6×16, acht Unterlegscheiben, vier M6 Flachmuttern, vierzig kurze M4-Schrauben mit Muttern, vier Meter selbstklebende Fensterdichtung / Silikon und eine Kartusche Industriekleber mit Pistole. Hinzu kommt das gewünschte Material der Innenauskleidung und Klebeband.

Die passend zugeschnittenen und abgekanteten Aluminiumteile werden aufeinander geschoben. Dabei ist zu beachten, dass ein Teil wie ein breites U geformt ist, welcher die Seitenwände und die Vorderseite darstellt und das andere Teil ist wie ein L geformt. Dieses stellt die Rückseite mit Boden dar.
Nachdem die Teile aufeinander geschoben wurden, nehmen Sie die benötigten Winkel und Kanten und zeichnen Sie die gewünschten Punkte für die Bohrungen mit einem Bleistift an.
Nehmen Sie die Koffer wieder auseinander und setzen Sie die Bohrungen für die Nieten und Schrauben. Nun wird der Koffer wieder zusammengeschoben und mit Zwingen alles an seinem Platz gehalten.
Nun werden die Löcher für die Schraubverbindungen gebohrt. Lassen Sie einen Helfer ein Stück Holz von Innen gegenhalten, bohren Sie und versehen sie die Öffnung direkt mit einer Schraube. Nachdem die Konstruktion sich selbst trägt, nehmen Sie sie wieder auseinander und entgraten Sie alles mit einer Feile.
Danach wird der Kleber an den benötigten Stellen aufgetragen und wieder zusammengesteckt. Versehen Sie nun auch die Nieten mit etwas Kleber und vernieten Sie den gesamten Koffer mit allen Teilen.
Während das Silikon, bzw. der Kleber trocknet, können Sie sich dem Deckel widmen. Er wird im Endeffekt ebenso, wie der restliche Koffer gebaut und ist zum auflegen. Denken Sie aber an beim vernieten an den Platz für die Schlösser!
Nachdem nun alles ausgehärtet ist und passt, setzen Sie den Deckel auf und montieren die Schlösser „auf Zug“. Das heißt, sie montieren geschlossen, da Verschluss und Beschlag logischerweise auf einer Ebene sitzen müssen, damit man ein Vorhängeschloss einsetzen kann (ja, wir gehen hier von einem Vorhängeschloss aus). Alle weiteren Arten von Schlössern sind dementsprechend zu montieren.
Kurzum: Auf die Kante der Vorderseite des Deckels kommt eine kleine Schiene mit einem 90° Knick und einer kleinen „Zunge“, in die man den unteren Teil des Kistenverschlusses einhängt.
Sie sollten das von Werkzeugkoffer, alten Werkzeugkisten und Co. kennen.
An die Vorderseite kommt, passend natürlich, der untere Teil des Schlosses. Sprich die kleine Platte mit dem Bügel für das Vorhängeschloss, über den sich der Kistenverschluss legt.
Wenn man dies alles richtig zusammenbaut, muss man lediglich den Verschluss schließen, das Vorhängeschloss einhängen und es abschließen.

Der Hauptteil des Baus ist nun abgeschlossen und so wären Ihre Koffer auch schon einsatzbereit. Sie wissen schonmal, wie man einen Koffer selber bauen kann. Der Haptik und des Aussehens wegen, sollten Sie aber alles noch abbürsten, reinigen und von Innen mit dem Material Ihrer Wahl verkleiden.

Wer es vermeiden will, so viel mit Metall zu arbeiten, weil er sich das nicht zutraut, oder nicht schweißen kann, kann seinen Koffer selbstverständlich auch aus Holz bauen.
Dabei ist eine angepasste Vorgehensweise wie oben erforderlich, auf die aber jeder Handwerker selber kommt.
Anstatt der Aluminiumbleche nimmt man sich Bretter, oder passende Holzplatten. Hier kommen dann z.B. Kreis-, oder Stichsäge zum Einsatz. Was die Kanten und Winkel angeht, sollten Sie schon auf Metall setzen, wobei man dann aber wohl eher schraubt, als nietet. Auch empfiehlt es sich, mit Leim zu arbeiten und ggf. Steckverbindungen aus Holz zu verwenden. Als Besonderheit kann man hier etwa Lederriemen als Halter für den Kofferdeckel anbringen und diese wir Gürtelschnallen an der Front schließen.
Das hat schon beinahe etwas vom stets angepriesenen „Shabby-Chic“. Vielleicht kann der Handwerker damit sogar seine Frau eine Freude machen?

Wie gesagt: Wir versuchen hier nur einen Leitfaden zu geben und wer handwerklich ungeschickt ist, bzw. sich die ganzen Abläufe nicht vorstellen kann, der sollte lieber einen Koffer kaufen, da im Umgang mit den passenden Maschinen, oder gar einem Schweißgerät Fachwissen unabdingbar ist, sollten Sie es bevorzugen, den Koffer zu schweißen, statt zu nieten.